Ehrengast aus Hannover bringt reichlich Zündstoff mit
20. Wirtschaftstafel des Unternehmensverbandes Rotenburg-Verden / Minister Althusmann zu Gast
Mit Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) war auch Politprominenz aus Hannover in Verden vertreten. Der Landesminister war als Ehrengast geladen und hielt vor den Teilnehmern der Tafel einen Vortrag zum Thema Wirtschaftspolitische Perspektiven für Niedersachsen und den Elbe-Weser-Raum. „Die niedersächsische Wirtschaft läuft rund. Die Auftragsbücher von Mittelstand und Handwerk insbesondere am Bau sind prall gefüllt. Nach der neuesten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer für den Elbe-Weser-Raum bewerten 94 Prozent der Unternehmen hier vor Ort ihre gegenwärtige Situation als gut oder sind zufrieden“, betonte Althusmann. Auch 2019 würde das Wachstum laut vorliegenden Prognosen trotz außenwirtschaftlicher Unsicherheiten weiter anhalten, was eine der längsten Wachstumsphasen seit Anfang der 1970er Jahre bedeuten würde.
Bei aller Freude und Euphorie mit der man einer solchen Entwicklung begegnen könne, dürfe man laut Niedersachsens Wirtschaftsminister aber nicht verkennen, dass es auch Dinge gibt, die diese kleine, heile Welt bedrohen könnten. Althusmann nannte sechs Aspekte, denen er als politischer Fachmann vor diesem Hintergrund besondere Aufmerksamkeit schenken würde. Die Bedrohung des freien Welthandels sei einer dieser Punkte. Außerdem sehe er eine Gefahr für das „Projekt Europa“. Die Europäische Union, oder vielmehr jeder einzelne der Mitgliedsstaaten seien aufgefordert, in vielen Bereichen Sorge zu tragen und bei bestimmten Entwicklungen gegenzusteuern, um die Union auch künftig zu sichern. Der bevorstehende Brexit oder die Rolle des amerikanischen Präsidenten dürfte bei einer Vielzahl anderer Probleme nicht aus dem Auge verloren werden.
Althusmann weiter: „Wichtigste Konjunkturbremse ist zurzeit der Fachkräftemangel. Rund 81.000 offene Stellen sind bei uns im Land gemeldet.“ Bei etwa 120.000 offenen Stellen bundesweit im Baugewerbe könnten viele der dringend benötigten neuen Wohnungen nicht gebaut werden.
Beim Stichwort Digitalisierung, ein Aspekt, bei dem es nicht nur um technische Umsetzungen sondern auch um richtige politische Weichenstellungen geht, müssen man klar sehen, dass es eine Vielzahl von Chancen und Herausforderungen gebe. Nachholbedarf gebe es in Niedersachsen in fast alle Bereichen, was die Digitalisierung angehe. Voraussetzung für fast alle Entwicklungen sei der flächendeckende Ausbau einer leistungsfähigen Breitband-Infrastruktur.
Wenn man den Blick in Richtung Zukunft richte, gehe es auch darum, sich den Stichworten Infrastruktur und Planungsbeschleunigung zu widmen. „Um dem Wunsch der Landkreise Rotenburg, Cuxhaven, Heidekreis und Uelzen nach einer stärkeren Anbindung an den Hamburger Verkehrsverbund entgegen zu kommen, haben wir diesen Landkreisen eine dauerhafte finanzielle Unterstützung in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro in Aussicht gestellt“, sagte der Minister.
Ein Schlagwort, das mancher Zuhörer im Publikum von der persönlichen Priorisierung her sicher weiter vorn auf Althusmanns Liste gesehen hätte, nannte der Politiker am Ende seiner Ausführungen: Bürokratie-Abbau. Nicht unerhebliche Investitionshemmnisse für die deutsche Wirtschaft seien nach wie vor Bürokratie und Überregulierung. Besonders kleine und mittlere Unternehmen beklagten diese Missstände. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass europäische Regeln nur noch eins zu eins in nationales Recht umgesetzt und nicht auf nationaler Ebene mit erhöhten Anforderungen versehen werden“, erklärte Bernd Althusmann.
Mit seinen Ausführungen sprach er so manchem Gast der Wirtschaftstafel sicher aus tiefster Seele, hatte aber auch Stoff für so manch kontroverse Diskussion geliefert, die an diesem Abend noch folgen sollte.